Der erste Slowene

- Domen Sikosek Pelko im Portrait

Der Herbst zeigt sich von der schönsten Seite. Viele Touristen flanieren durch die Fußgängerzone oder am Flensburger Hafen entlang. Domen Sikosek Pelko strahlt: „Benko und Magnus haben mir bereits die schönsten Plätze gezeigt.“ Benjamin Buric und Magnus Rød sind einige der neuen Mannschaftskollegen des Slowenen, der erst Mitte September die SG Flensburg-Handewitt verstärkte. Der neue Kreisläufer integrierte sich schnell.

Nicht weit hat es der 23-Jährige zu einigen Cafés der Innenstadt. In einem sitzen wir zum Gespräch, das tief in seine sportliche Vergangenheit eintaucht und einige Ortsnamen berührt, die hierzulande kaum jemand kennt. Und es klären sich die Fragen zu seinem Namen. Domen ist der Vorname, das ist klar. Aber warum gibt es zwei Nachnamen? „Der eine gehört meinem Vater, der andere meiner Mutter“, lächelt der Handball-Profi. „Und wenn die Medien nur einen Nachnamen nennen, ist entweder mein Vater oder meine Mutter enttäuscht.“

Vorliebe für Tennis
Er stammt aus Brežice, einem 25.000-Einwohner-Städtchen ganz im Osten Sloweniens. Zagreb, die kroatische Hauptstadt, liegt nur 30 Autominuten entfernt. In Brežice spielte Domen Sikosek Pelko wie die meisten Jungen zunächst Fußball, dann entdeckte er eine Vorliebe für Tennis. Einige Jugend-Turniere absolvierte er auf Sand. Heute ist dieser Sport noch immer eine liebgewonnene Freizeitbeschäftigung. „Wenn ich im Sommer zum Heimaturlaub in Slowenien bin, treffe ich mich gerne mit drei Freunden zum Tennisspielen“, erzählt der Handballer.

Mit 13 zum Handball
Als er 13 Jahre alt war, nahm er erstmals den Ball in die Hand. Es war im Schulsport. Domen Sikosek Pelko muss eine gute Figur gemacht haben, denn der Lehrer, der zugleich auch Trainer im RK Brežice war, lotste den Jugendlichen zum Vereinshandball und stellte den hochgewachsenen Neuzugang zunächst in den linken Rückraum. Dieser fand Gefallen am neuen Sport. „Ich mochte den Kontakt, und den Ball liebte ich sowieso“, erinnert er sich.

Brežice, Krsko und Trebnje
Schon bald war Domen Sikosek Pelko am Kreis und landete ein paar Kilometer weiter beim etwas ambitionierten RK Krsko. Seine Mutter unterschrieb eine Bescheinigung – und ihr Sohn durfte bereits mit 15 Jahren in den Männer-Betrieb hineinschnuppern. „Ich hatte bis zu drei Spiele an einem Wochenende“, erwähnt er das enorme Pensum. Aber es half ihm zu reifen. Der Rechtshänder wechselte in die nächste Kleinstadt – nach Trebnje, wo der RK Trimo für 25 Jahre slowenische Erstklassigkeit und einige Europapokal-Teilnahmen steht.

Stippvisite in Österreich
Die nächsten beiden Jahre bewegte sich Domen Sikosek Pelko im Bereich von Platz sieben oder acht der slowenischen Erstklassigkeit. „Eigentlich sollte ich noch ein drittes Jahr dort spielen, aber die Perspektiven auf Einsatzzeiten sahen nicht so rosig aus“, verrät er. In dieser Situation meldete sich ein österreichischer Trainer mit kroatischen Wurzeln. Beim Zweitligisten HC Bruck spielte der slowenische Kreisläufer nun 50 Minuten pro Partie, sammelte viel Spielpraxis. Auf einer Sprachschule lernte er Deutsch. Bruck war der geeignete Einstieg für eine Auslands-Karriere. Die slowenische Heimat lag nur zwei Stunden entfernt.

Champions League mit Vardar
Eigentlich stand Domen Sikosek Pelko noch für eine zweite Saison beim HC Bruck unter Vertrag. Nur: Der Trainer, zu dem sich ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt hatte, ging überraschend von Bord. Und es meldete sich Vardar Skopje. Dieser Verlockung konnte der junge Profi nicht widerstehen. Bald bestritt er seine ersten Spiele in der EHF Champions League, lebte erstmals in einer Metropole, musste sich mit den finanziellen Sorgen eines Mäzen-Klubs sowie dem Corona-Lockdown beschäftigen.

Auffällige Video-Mitschnitte
Spanien, genauer gesagt La Rioja, war der willkommene nächste Schritt. Er dauerte – zumindest vorerst – nur einen Sommer. „Am Mittwoch spielte ich das erste Mal“, erzählt Domen Sikosek Pelko. „Am Freitag sollte die Partie gegen Barcelona folgen, doch ich flog bereits am Donnerstag nach Deutschland.“ Den SG Verantwortlichen waren einige Video-Mitschnitte sehr positiv aufgefallen, die sich beim Probe-Training bestätigten.

Die Qual der Wahl mit der Nummer
Blitzschnell wurde ein Vier-Monats-Vertrag eingetütet – und der Transfer des ersten Slowenen in der SG Vereinschronik war perfekt. Als schwieriger entpuppte sich die Wahl der geeigneten Trikotnummer. Domen Sikosek Pelko hatte fast immer die 18, aber die war bei der SG besetzt. In Skopje hatte er die 14 getragen. „Keine gute Zahl, meinte eine Freundin meiner Mutter“, so der Handballer, der einen gewissen Aberglauben pflegt. Also telefonierte er kurz nach Slowenien, um sich die 33 „bestätigen“ zu lassen. Ihn hatte es gereizt, für ein europäisches Top-Team aufzulaufen, mit einer so guten Stimmung im Team hatte er nicht unbedingt gerechnet. „Jeder spricht mit mir, jeder hilft“, schwärmt Domen Sikosek Pelko. Er zahlte es mit guten Leistungen zurück. In Paris agierte er noch etwas nervös, doch dann traf er immer öfter. Gegen Nordhorn sogar neun Mal. In Deutschlands Norden fühlt er sich wohl. „In Flensburg kann ich alle wichtigen Orte in nur fünf bis zehn Minuten mit dem Auto erreichen“, sagt er. „Ich mag kleine Städte.“ Der Blick in seine Vita bestätigt diese Einschätzung.