Die Neuzugänge stachen. Thomas Knorr war beim THW Kiel zum Kreisläufer degradiert worden, blühte nun wieder auf seiner angestammten Position im Rückraum auf. Eine der großen Entdeckungen hieß Igor Lavrov. Der russische Spielmacher tanzte die gegnerischen Deckungen nach Belieben aus. Es lief bei den Nordlichtern auf Anhieb. 36:22 gegen Schutterwald, 35:25 gegen Niederwürzbach – die SG erreichte eine bis dahin unbekannte Angriffseffizienz. In den Fokus rückte immer mehr Lars Christiansen, der gegen Niederwürzbach nicht weniger als 13 Tore erzielte. Søren Haagen galt als großes Torwarttalent. Schnell zeigte sich, dass sich der 24-jährige Däne nicht mit der Rolle als Ersatzkeeper begnügen wollte.
Der Sprung an die Spitze
Für die „Überflieger” gab es auch Rückschläge. Beim VfL Bad Schwartau handelte sich die SG eine unverhoffte 26:27-Niederlage ein. Der Schock saß tief – und es waren nur vier Tage Zeit bis zum Schlager gegen den THW Kiel, der nach 45 Minuten mit 18:17 die Nase knapp vorn hatte. Dann glückte Erik Veje Rasmussen der entscheidende Schachzug: Er ließ THW-Ass Magnus Wislander durch Jan Fegter in Manndeckung nehmen. Mit zwei Traumtoren – ein Heber von Christian Hjermind und ein durch Morten Bjerre abgeschlossener doppelter Kempa-Trick – schraubten die Gastgeber das Ergebnis auf 25:20. Fortan war die Meisterschaft in der Region Flensburg ein heißes Thema. Die SG distanzierte den Widersacher immer deutlicher. Während der THW zu Hause gegen TUSEM Essen einen Zähler einbüßte, demontierte der Nordrivale die Westdeutschen einige Wochen später mit 30:11. Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung auf die „Zebras“ satte fünf Punkte.
Wichtige Spiele gegen westfälische Klubs
Zu diesem Zeitpunkt lag zwischen der SG und Lemgo nur ein einziger Zähler. Das Gipfeltreffen mit den Westfalen löste eine riesige Resonanz aus. Selbst die ARD-Tagesschau verkündete am 20. Februar 1999 in ihrer 20 Uhr-Ausgabe das Endergebnis: das Ende der „schwarze Serie” gegen den Angstgegner. Die letzte Spielminute: Lemgo hatte den Ball, ein Unentschieden drohte. Ein Wurf war leichte Beute für Jan Holpert. Im Gegenzug erlöste Morten Bjerre mit dem 22:20 den Anhang. Auch die anwesende Ministerpräsidentin Heide Simonis atmete tief durch: „Das war ja aufregender als Wahlkampf!“ Die Optimisten träumten vom Double; denn auch im City-Cup lief es nach Plan. Im Halbfinale führte allerdings Hitchcock Regie. Das dünne Polster von 25:22 machte eine Zitterpartie aus der zweiten Begegnung gegen den TuS Nettelstedt. Als die Westfalen mit 24:22 in Führung gingen, hing der Finaleinzug am seidenen Pfaden. Dann rutschte ein Kreisanspiel der Hausherren durch und landete bei Søren Haagen. Sein kühler Pass erreichte Igor Lavrov, der alle Zweifel beseitigte.