Die SG hatte schon vor der Saison zu den großen Favoriten gehört. Eine Rückrunde ohne Niederlage sowie die Harmonie in Abwehr und Offensive waren für die Experten beeindruckende Hinweise auf eine enorme Leistungskraft. Der Kader war fast unverändert geblieben. Nur Kresimir Kozina war gen Göppingen abgewandert. Fragezeichen gab es vor dem Start dennoch: So musste die ersten Monate ohne Rasmus Lauge geplant werden. Deshalb verpflichtete die SG den Rückraumspieler Ivan Horvat. Unklar war auch, wie sich die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro auswirken würden. Die verliefen sehr erfolgreich: Lasse Svan und Henrik Toft Hansen gewannen mit Dänemark sogar Gold. Kentin Mahé errang mit Frankreich immerhin Silber. Dieses Trio wie auch die vier Schweden der SG verpassten praktisch die gesamte Vorbereitung.
Guter Start und eine „Monster-Gruppe“
Der Start gelang. Glatten Siegen gegen Erlangen und in Hannover folgte ein Krimi gegen Magdeburg. Erst ein Siebenmeter von Kentin Mahé rettete den 26:25-Erfolg. Dafür agierte die SG bei den Rhein-Neckar Löwen umso dominanter, verdiente sich nach dem souveränen 21:17-Erfolg gerade in der Defensive beste Noten. In der Champions League wartete eine „Monster-Gruppe“. Gegen Veszprém war noch ein Remis drin. Gegen Barcelona schlidderten die Nordlichter an einem Punkt vorbei. In Paris war nichts zu holen, und die SG testete über einen längeren Zeitraum Spielzüge mit sieben Feldspielern. Dagegen war gegen Wisla Plock ein Sieg Pflicht. Als nach einem 1:7-Fehlstart ein kapitaler Rückschlag drohte und die „Hölle Nord“ vor sich hin schlummerte, brüllte Ljubomir Vranjes: „Wo ist die Halle?“ Die antwortete mit stehenden Ovationen. In der Pressekonferenz legte der Trainer nach. „Wir spielen alle drei Tage“, sagte er. „Da möchte ich sehen, wie die Zuschauer für meine Mannschaft aufstehen. Wer das nicht möchte, kann sich auch zu Hause vor den Fernseher setzen.“
Ein verflixter Siebenmeter
Während sich die SG in der Champions League im Mittelfeld eingruppierte, war sie in der Bundesliga das Maß aller Dinge. Gegen Göppingen gelang der neunte Sieg, der interne Startrekord war auf 18:0 Punkte angewachsen. Die nächste Bewährungsprobe lauerte am 13. November 2016 in Kiel. Im Landesderby lief es zunächst blendend. 8:14 lautete der Zwischenstand für die Gäste. Dann häuften sich die Fehler. Mit dem Schlusspfiff – es stand 24:23 für Kiel – war dennoch ein Punkt zum Greifen nah. Anders Eggert trat an. Der Ball flog am chancenlosen Andreas Wolff vorbei – und landete nur am Innenpfosten. Das Unentschieden war haarscharf verpasst. Die Zeit für die Revanche kam ungewöhnlich schnell. Die Organisatoren der Champions League hatten zur Hälfte der Gruppenphase gleich zwei Mal das Landesderby eingestreut. Die Strategie, einige Leistungsträger zu schonen und anderen Akteuren große Spielanteile einzuräumen, um die Mannschaft als Ganzes weiterzuentwickeln, ging besser auf, als es sich die kühnsten Optimisten erträumt hätten. 400 mitgereiste Fans feierten in der Landeshauptstadt einen 30:22-Erfolg. Drei Tage später sah schon wieder alles anders aus. Diesmal freute sich der THW Kiel über ein 26:25.