Das Meer und die Lust auf Mehr

- Das Interview der Woche mit Marius Steinhauser

Diese Serie war außergewöhnlich: 2017 kam Marius Steinhauser als zweifacher deutscher Meister in den hohen Norden und ließ mit der SG Flensburg-Handewitt gleich zwei weitere Titel folgen. Der 29-Jährige akklimatisierte sich am Meer prächtig, wird im Sommer aber seine Zelte abbrechen, da er für sich mehr Spielanteile wünscht. Die Redaktion sprach mit dem Rechtsaußen.

Marius, in wenigen Wochen enden fünf Jahre bei der SG Flensburg-Handewitt. Hättest du 2017 gedacht, dass du solange im hohen Norden spielen würdest?
Marius Steinhauser: Gehofft hatte ich es, wissen tut man es natürlich nie. Ich hatte mir den Schritt damals gut überlegt, weil ich wieder für längere Zeit bei einem Verein sein wollte. Ich war fünf Jahre bei den Rhein-Neckar Löwen gewesen und hatte damals den perfekten Zeitpunkt für einen Wechsel gesehen, um auch mal aus dem Süden wegzukommen und im hohen Norden eine neue Herausforderung zu suchen.

Unabhängig von dieser Saison: Wie fällt denn deine Bilanz bei der SG und im Norden aus?
Marius Steinhauser: Besonders schön war es natürlich, dass wir mit der deutschen Meisterschaft gleich einen Titel gewinnen und diesen ein Jahr später verteidigen konnten. Ich persönlich bin damit sehr zufrieden, dass ich mich weiterentwickelt habe. Die SG hat ein anderes System, eine andere Philosophie und auch andere Spieler-Typen als die Rhein-Neckar Löwen, sodass ich dadurch viel gelernt und davon in meiner Entwicklung profitiert habe. Was mir nicht gelang: die Nummer eins auf meiner Position zu werden. Privat haben wir geheiratet, eine Tochter bekommen und viele Freundschaften geschlossen. Da fällt es mir echt schwer, nun etwas Neues zu beginnen.

Was wirst du am meisten vermissen?
Marius Steinhauser: Das Meer. Die Sachen packen und ab zum Meer – das ist kaum irgendwo anders so möglich wie hier. Flensburg ist eine wunderschöne Stadt, von der ich ganz andere Vorstellungen hatte, als ich sie noch nicht kannte. Und dann die „Hölle Nord“. Eine Halle mit einer solchen Tradition und solchen Fans findet man nirgendwo anders in Deutschland.

Du hattest eigentlich einen Vertrag bis 2023. Was waren die Gründe, dein Engagement um ein Jahr zu verkürzen?
Marius Steinhauser: Ich bin nun seit zehn Jahren in der Bundesliga aktiv, aber ich war auf Rechtsaußen immer die Nummer zwei – zunächst hinter Patrick Groetzki, dann hinter Lasse Svan. Das war beides eine tolle Erfahrung, aber ich möchte nun den nächsten Schritt gehen. Ich hatte gute Gespräche mit Trainer Christian Prokop und auch Sportchef Sven-Sören Christophersen. Ich habe wirklich das Gefühl, dass in Hannover etwas Gutes entsteht.

Was hat dir sonst an Hannover gefallen? Auch die größere Nähe zur badischen Heimat?
Marius Steinhauser: Es ist natürlich ganz nett, dass wir nun dichter an der Heimat sind – zumal meine Frau zum zweiten Mal schwanger ist. Aber ausschlaggebend war das nicht. Hannover ist eine interessante Region. Wir haben auch schon ein Haus gefunden – im Umland. Das ist wie früher in den Heidelberger Zeiten, als ich auch nicht direkt in der Stadt wohnte.

Welche zukünftigen Team-Kollegen kennst du schon?
Marius Steinhauser: Ich freue mich auf neue Bekanntschaften, denn richtig tiefgründig kenne ich noch keinen. Gegen Torwart Domenico Ebner spielte ich schon in der Jugend. Er für die SG Köndringen/Teningen, ich für die HG Oftersheim/Schwetzingen.

Im Juni wird sich auch dein Positionskollege Lasse Svan von der SG verabschieden. Er beendet seine Karriere. Wie würdest du ihn beschreiben? Konntest du von ihm viel lernen?
Marius Steinhauser: Lasse ist eine lebende Legende. Als ich jung war, schaute ich zu so einem Spieler hoch. In den letzten fünf Jahren war es eine Ehre, mit ihm die Position zu teilen. Ich konnte ihn fragen, mir etwas anschauen und aneignen. Lasse ist ein lustiger Typ und hilfsbereit. Über seine sportlichen Qualitäten brauchen wir gar nicht erst sprechen. Ich bin mir sicher, dass er in die Hall of Fame aufgenommen wird.

Jetzt dürfen wieder mehr Zuschauer in die Hallen, auch in die „Hölle Nord“. Wie spürt das ein Spieler?
Marius Steinhauser: Ich bin ein emotionaler Typ und genieße es, dass die Hallen wieder voll sind. So bringt es viel mehr Spaß zu zocken und für die Fans zu spielen. Es gibt nichts Schöneres, als eine überschäumende Atmosphäre. Die „Hölle Nord“ hat ein feines Gespür dafür, wenn es nötig ist, sich einzuschalten und der Mannschaft zu helfen.