Das Landesderby: Eine kleine Chronik

- Rückblick auf sechs Duelle der letzten 40 Jahre

Inzwischen umfasst die Chronik des ewigjungen Landesderbys 111 unterschiedliche Kapitel. Am Samstag ab 18 Uhr bestreiten die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel die 112. Auflage. An dieser Stelle ein Rückblick auf sechs besondere Derbys in den letzten vier Dekaden.

4. Landesderby: Der erste Sieg
Es war der 26. Oktober 1985 – die Handewitter Wikinghalle war gerade auf 2000 Zuschauer erweitert worden – als sich die unscheinbare SG Weiche-Handewitt und der etablierte THW Kiel gegenüberstanden. Alfred Hitchcock führte Regie. Zwei Minuten vor Schluss hieß es 23:23. SG-Rückraumass Milomir Mijatovic holte mit all seiner Routine immer wieder Freiwürfe heraus. Dann landete fünf Sekunden vor Schluss der Ball bei Rechtsaußen Holger Hinrichsen, der tatsächlich zum 24:23 traf. Die „Hölle Nord“ stand Kopf. Die kleine SG hatte zum ersten Mal den THW besiegt.

25. Landesderby: Das größte Handball-Ereignis Schleswig-Holsteins
SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel – am 18. April 1998 war das Landesderby zugleich das Finale des internationalen EHF-Cups. Mühelos hätten 12.000 Karten abgesetzt werden können. Aber mehr als 4000 Glücklichen war es nicht vergönnt, das Ereignis unmittelbar zu erleben. Weitere 1500 SG Fans verfolgten das Spiel an einer im Deutschen Haus aufgestellten Leinwand. Sie sahen wie Lars Christiansen, Jan Holpert und Co. loslegten wie die Feuerwehr. Nach 15 Minuten hieß es 9:3, bei Abpfiff 25:22. Das Rückspiel fand allerdings in Kiel statt, und der THW wendete das Blatt.

45. Landesderby: Spielschluss aus Sicherheitsgründen
Am 19. Februar 2005 erlebte die Kieler Ostseehalle einen besonderen Krimi. Die Hausherren agieren mit einem „fliegenden“ Torwart und glichen sieben Sekunden vor Schluss zum 26:26 aus. SG Kreisläufer Johnny Jensen sah das verwaiste Kieler Tor, wurde beim Ausführen der schnellen Mitte aber von Gegenspieler Stefan Lövgren attackiert. Prompt bildete sich ein Tumult. Mittendrin die perplexen Referees, die den beiden Protagonisten der unschönen Schlussfrequenz den roten Karton zeigten. Es herrschte Rätselraten, wie es weiter gehen würde. Ein Polizeibeamter mischte sich in die Diskussion ein. Er empfahl, die Partie zu beenden – aus Sicherheitsgründen.

73. Landesderby: Mit drei Rückraumspielern zum Sieg
Am 26. Dezember 2012 ging das Weihnachtsfest nahtlos in eine Derby-Feier über. Nach 14 vergeblichen Anläufen in den letzten fünf Jahren besiegte die SG den Top-Favoriten THW Kiel mit 35:29. Es wurde gemeinsam gejubelt, getanzt und gesungen. Das Verwunderlichste an diesem rauschenden Erfolg: Während Rekordmeister Kiel im Rückraum permanent rotieren konnte, aber dennoch vergeblich nach dem Rhythmus suchte und immer wieder am überragenden Schlussmann Mattias Andersson scheiterte, kamen die Hausherren mit nur acht Feldspielern aus. Nur drei Akteure standen für die zweite Reihe zur Verfügung: Thomas Mogensen, Steffen Weinhold und Holger Glandorf.

107. Landesderby: Der höchste Sieg
„Die Nummer eins im Land sind wir“, sangen die Fans am 18. Dezember 2022. Die mit 6300 Zuschauern vollbesetzte „Hölle Nord“ verwandelte sich in einen Party-Tempel. Die SG stürzte Spitzenreiter THW Kiel nicht nur, sondern demütigte ihn zugleich. Das 36:23 war der klarste SG Sieg überhaupt. Nach den 60 rauschenden Minuten bedankten sich die Spieler bei ihren Fans. Kapitän Johannes Golla trat hervor und schrie: „Das haben wir alle gemeinsam geschafft.“ Die Kategorie „Rekordsieg“ blieb allerdings beim unterlegenen Gast: 2011 hatte der THW ein Derby mit 35:21 gewonnen.

111. Landesderby: Der letzte Vergleich
Am 17. November 2024 roch zunächst alles nach einem tristen Sonntag für die SG. Sie lag schnell mit 2:8 zurück, steigerte sich dann aber in allen Bereichen und triumphierte noch mit 37:33. Lasse Møller (8), Emil Jakobsen (9/3), Simon Pytlick (5) und Niclas Kirkeløkke (5) trafen am besten. Die Landesderby-Gesamtbilanz sieht aus SG Sicht folgendermaßen aus: 41 Siege, fünf Unentschieden und 65 Niederlagen. Das Torverhältnis: 2948:3075.