Jim, seit fast zwölf Jahren kommst du zum Training in die Duburghalle. Hast du schon realisiert, dass das bald nicht mehr der Fall sein wird?
Jim Gottfridsson: Seit 2013 war das mein Arbeitsplatz, ich kann gar nicht sagen, wie oft ich hier war. Die Duburghalle ist vielleicht nicht die schönste und beste Trainingsstätte in Europa, aber sie hat ihren Charme – nicht nur wegen der Wörter, die an der Wand stehen. Ich bin sehr stolz, solange hier gewesen zu sein. Es ist gar nicht selbstverständlich, zwölf Jahre in der Bundesliga zu spielen – und dann nur für einen einzigen Verein. Diese zwölf Jahre werden immer eine große Bedeutung für mich haben – mit ihren Höhen und Tiefen. Freudige Gesichter gehörten genauso dazu wie manche Tränen der Enttäuschung.
Kannst du dich noch an dein erstes Training mit der SG im Sommer 2013 erinnern?
Jim Gottfridsson: Es war eine Krafteinheit. Ich hatte die zwei Monate zuvor einen persönlichen Trainer, um mit sehr guter Fitness nach Flensburg zu kommen. Ljubomir Vranjes war der Trainer und kontrollierte damals selbst die Ergebnisse. Danach bildeten wir einen Kreis und Ljubo richtete ein paar Worte an die gesamte Mannschaft. Er lobte meine Leistung, und ich bemerkte einige respektvolle Blicke der Teamkollegen, die alle Weltklasse-Spieler waren. Ich war stolz, denn ich war nun ein Teil dieser starken Mannschaft.
Was waren damals die Faktoren gewesen, zur SG zu wechseln?
Jim Gottfridsson: Mein Wechsel vollzog sich über drei Jahre. Ich war 17 oder 18 Jahre alt und galt als das schwedische Super-Talent, als ich plötzlich eine SMS auf meinem Mobiltelefon hatte. Sie stammte von Ljubo, der sich mit mir treffen wollte. Ich wollte es erst gar nicht wahrhaben: Der Team-Manager dieses Top-Vereins wollte mich wirklich sehen? Wir trafen uns in Malmö. Er hatte ein Trikot von Lasse Svan und einen Konter mit und erzählte mir von den Zielen der SG. Noch wäre der Schritt für mich zu groß, meinte Ljubo, aber in ein oder zwei Jahren könnte es klappen. Wir blieben in Kontakt. Er saß häufiger auf der Tribüne und schaute sich Spiele von mir an, während andere Vereine, die anfragten, nur Videos von mir hatten. Das hat mich sehr beeindruckt und mir ein gutes Gefühl gegeben. Als die SG im Sommer 2011 in Kristianstad im Trainingslager war, durfte ich ein paar Tage mittrainieren. Eigentlich sollte ich schon 2012 zur SG kommen, doch mein Vertrag in Ystad lief noch bis 2013. Dafür wurde Maik Machulla verpflichtet. Er darf mir dankbar sein, denn ohne mich wäre er nie zur SG gekommen.
Gleich in der ersten Saison bei der SG hast du die EHF Champions League gewonnen. Das war fast etwas irreal, oder?
Jim Gottfridsson: Das war fast zu schnell. Viele meinen heute, ich war noch so jung und habe deshalb nicht viel gespielt. Ljubo hatte damals aber viel gewechselt, und selbst im Finale stand ich für gut 30 Minuten auf dem Spielfeld. Oft spielte ich mit Thomas Mogensen gemeinsam, da Lars Kaufmann in jener Serie fast durchgängig verletzt war. Der Erfolg war so überwältigend, dass ich in Köln sonst gar nicht so viel mitbekommen habe. Als wir 2023 endlich mal wieder in Köln waren, habe ich erst gemerkt, wie groß die Arena eigentlich ist. Das hatte ich 2014 gar nicht realisiert.